Die Zeit am Abend

Die Zeit am Abend wenn ich zu Bett gehe, noch bevor ich einschlafe, ist meine Zeit der Wachträume. Ich denke nach über den Tag und rutsche dabei in eine wie automatisch ablaufende Kinovorstellung. Ich nenne dies mein Kopfkino.
Immer wieder kommen dabei wiederkehrend Signale aus dem Leben, ich bezeichne sie als die Schritte der Wirklichkeit, die meine erlebten Traumgeschichten begleiten und den Anschluß an die Realität erhalten.

28. September 2012

Werbung? – Teil 2




Als ich viel später in einer dieser halbwachen Traumphasen die beiden Bilder wiedersah, konnte mich dass dazugehörige dritte Bild nicht mehr überraschen. Mit dem Blickwinkel auf das schmerzverzerrte Gesicht des Kleinen begann eine Zoomfahrt zurück in die Totalansicht. Zunächst sah ich das Gesicht dann den Oberkörper, über den ganzen Körper weiter und zuletzt einen großen Raum mit zwei ganz in weiß gekleideten Menschen. Ziemlich bald wurde mir klar, dass dort eine ärztliche Untersuchung stattfand.
Sofort sah ich in dem Bild die Worte aus der Werbung über der Szene:

„der Arzt dem das Kind vertraut.“

Unterhalb dieses Werbebanners war das Kind völlig ausgezogen und im begriff mit Hilfe der Kranken­schwester sich auf den Röntgentisch zu legen. Vorsichtig half sie ihm, sich auf den kalten Tisch niederzulassen, sie hob das rechte Bein mit an, damit diese Bewegung für den Patienten nicht zu schmerzhaft würde. Sodann glitten ihre helfenden Hände zum Rücken und zum Kopf und halfen ihm, sich zurück zu lehnen und auch den Oberkörper auf den Röntgentisch abzulegen.

Dieser große Apparat schien dem Jungen mehr zu interessieren als Angst einzuflößen, und wenn die Schmerzen beim Bewegen nicht wären, hätte er in seiner kindlichen Neugier sicher den Apparat näher in Augenschein genommen. Das Hinlegen ging noch recht gut von statten, jedoch als der Doktor die Belichtungseinheit von oben auf den Jungen herab senkte und begann den kindlichen Körper in die richtige und notwendige Lage zu drehen, waren die Schmerzen für den Kleinen doch zu groß, und er jaulte mehrmals auf. Aufgrund der beruhigenden und tröstenden Worte und des Streichelns über den Kopf gelangen dann auch die Röntgenbilder.

Die Krankenschwester half dem kranken Kind wieder vorsichtig von dem Tisch herunter und legte ihm eine Jacke um die Schultern, damit er in der Zwischenzeit, in der der Arzt seine Diagnose stellte und überprüfte, nicht friert.

Eine Diagnose, die in der retrospektive für den von Schmerzen gepeinigten Jungen eine lange Zeit unangenehme Folgen durch die notwendigen Behandlungen haben würde. Vielleicht ein Glück für ihn, dass er das zu dem Zeitpunkt nicht wissen konnte und ihm das von dem Arzt in sehr schonender Weise erklärt wurde.

Wieder leuchtete das Banner mit den Worten aus der Werbung auf:

„der Arzt dem das Kind vertraut.“

Die vorsichtigen Schritte des Kindes, zurück in das Umkleidezimmer der Praxis, gingen in den sicheren Schritten der Krankenschwester unter. Diese brachten mich nun auch wieder in die Wirklichkeit zurück mit der festen Zuversicht der Linderung und Heilung. Sie klangen in meinem Kopf beruhigend und weniger hektisch:
Linde–rung, Hei–lung. Klack – Klack, Klack – Klack

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