Als ich viel später in
einer dieser halbwachen Traumphasen die beiden Bilder wiedersah, konnte mich
dass dazugehörige dritte Bild nicht mehr überraschen. Mit dem Blickwinkel auf das
schmerzverzerrte Gesicht des Kleinen begann eine Zoomfahrt zurück in die
Totalansicht. Zunächst sah ich das Gesicht dann den Oberkörper, über den ganzen
Körper weiter und zuletzt einen großen Raum mit zwei ganz in weiß gekleideten
Menschen. Ziemlich bald wurde mir klar, dass dort eine ärztliche Untersuchung
stattfand.
Sofort sah ich in dem
Bild die Worte aus der Werbung über der Szene:
„der Arzt dem das Kind
vertraut.“
Unterhalb dieses
Werbebanners war das Kind völlig ausgezogen und im begriff mit Hilfe der Krankenschwester
sich auf den Röntgentisch zu legen. Vorsichtig half sie ihm, sich auf den
kalten Tisch niederzulassen, sie hob das rechte Bein mit an, damit diese
Bewegung für den Patienten nicht zu schmerzhaft würde. Sodann glitten ihre
helfenden Hände zum Rücken und zum Kopf und halfen ihm, sich zurück zu lehnen und
auch den Oberkörper auf den Röntgentisch abzulegen.
Dieser große Apparat
schien dem Jungen mehr zu interessieren als Angst einzuflößen, und wenn die
Schmerzen beim Bewegen nicht wären, hätte er in seiner kindlichen Neugier
sicher den Apparat näher in Augenschein genommen. Das Hinlegen ging noch recht
gut von statten, jedoch als der Doktor die Belichtungseinheit von oben auf den Jungen
herab senkte und begann den kindlichen Körper in die richtige und notwendige
Lage zu drehen, waren die Schmerzen für den Kleinen doch zu groß, und er jaulte
mehrmals auf. Aufgrund der beruhigenden und tröstenden Worte und des Streichelns
über den Kopf gelangen dann auch die Röntgenbilder.
Die Krankenschwester
half dem kranken Kind wieder vorsichtig von dem Tisch herunter und legte ihm
eine Jacke um die Schultern, damit er in der Zwischenzeit, in der der Arzt
seine Diagnose stellte und überprüfte, nicht friert.
Eine Diagnose, die in
der retrospektive für den von Schmerzen gepeinigten Jungen eine lange Zeit
unangenehme Folgen durch die notwendigen Behandlungen haben würde. Vielleicht
ein Glück für ihn, dass er das zu dem Zeitpunkt nicht wissen konnte und ihm das
von dem Arzt in sehr schonender Weise erklärt wurde.
Wieder leuchtete das
Banner mit den Worten aus der Werbung auf:
„der Arzt dem das Kind
vertraut.“
Die vorsichtigen
Schritte des Kindes, zurück in das Umkleidezimmer der Praxis, gingen in den
sicheren Schritten der Krankenschwester unter. Diese brachten mich nun auch
wieder in die Wirklichkeit zurück mit der festen Zuversicht der Linderung und
Heilung. Sie klangen in meinem Kopf beruhigend und weniger hektisch:
Linde–rung, Hei–lung.
Klack – Klack, Klack – Klack
...
...