Die Zeit am Abend

Die Zeit am Abend wenn ich zu Bett gehe, noch bevor ich einschlafe, ist meine Zeit der Wachträume. Ich denke nach über den Tag und rutsche dabei in eine wie automatisch ablaufende Kinovorstellung. Ich nenne dies mein Kopfkino.
Immer wieder kommen dabei wiederkehrend Signale aus dem Leben, ich bezeichne sie als die Schritte der Wirklichkeit, die meine erlebten Traumgeschichten begleiten und den Anschluß an die Realität erhalten.

13. September 2012

Werbung? – Oder was?



Was beim ersten Auftauchen als eine einfache Erinnerung an ein Erleben erinnert, das längst vergessen war und auch keine Wichtigkeit für das Leben enthalten zu haben scheint, wird erst in weiteren Träumen durch zusätzliche Bilder bewusster und neben dem Erinnern in einem größeren Kontext wird einem die Dramatik und die Auswirkungen auf das ganze Leben vor Augen geführt.

Einmal hatte ich ein Dia auf der großen Leinwand meines Kopfkinos, das ich als eine schöne Szene und ein gut komponiertes Bild erstmal nicht als besonders wichtig begriff.

Ein Junge spielte auf einem Hinterhof, recht vergnügt mit einem Ball. Im Hintergrund war ein kleiner Bereich abgeteilt auf dem allerlei angepflanzt war. Große Büschel mit Rhabarber, deren rote Stängel zeigten, dass sie reif waren. Daneben in der Reihe kamen die Möhren heraus, das Grün noch ziemlich klein und noch nicht zum Ernten bereit. Etwas weiter noch mehr Reihen mit grünen Büscheln, zwischen denen es rot hervorblitzte, es waren Erdbeeren, die die ersten fertigen Früchte trugen. Einige Blumen standen in einem der Beete in voller Pracht, dazwischen zwei Bäume und dahinter mehrer Reihen auf denen die Ernte schon eingeholt wurde, die rundeten den Hintergrund ab.


Im Vordergrund ein Rasen, der im Schatten der Bäume liegt und auch dadurch ein besonders kräftiges Grün hat, auf dem der Junge in seiner kurzen Lederhose und einem bunt gemusterten Hemd einen zufriedenen Eindruck macht.
Das Bild auf der Kinowand erschien mir durchaus eine wunderschöne Idylle und Lebensfreude auszustrahlen, welche durch nichts bedroht schien.


 In einem anderen nächtlichen Traum, sah ich dieses Bild erneut, aber diesmal veränderte es sich schon nach kurzer Zeit. Das Bild wurde dunkler und ich wunderte mich warum alle Farben verblassten und ich nun ein sehr altes verblassendes schwarz – weiß Bild oder ein Dia sah. Aber neben der Abwesendheit der Farbe fielen mir beim genaueren betrachten auch weiter Änderungen auf. Das Kind lief nicht mehr herum, sondern stand eigenartig verrenkt still da. Der Ball lag unbeachtet in einer Ecke. Das Gesicht des Buben sah schmerzverzerrt und starr aus, und er hielt beide Hände an die rechte Seite.


Nach einer kurzen Zeit kam wie durch eine Überblendung von einem Dia auf das Nächste eine weitere wesentliche Veränderung zustande. Der Junge stand unverändert, war aber nun nicht mehr allein. Zwei Frauen waren herbei geeilt. Die eine Frau, die mit den schwarzen Haaren, kniete direkt neben ihm und sah ihn fragend an. Ihre linke Hand lag auf der Schulter des Buben und mit der Rechten fasste sie an die Hüfte, von wo aus sie versuchte die Hände des Knaben beiseite zu schieben, so dass sie nachsehen und fühlen könnte, woher der Schmerz wohl käme oder sie wollte damit, das die Wärme ihrer Hand die Schmerzen abklingen lassen. Die alte Dame, die sehr vornehm, sehr weise, zierlich, klein und gebrechlich aussah, stand mit nur wenig Abstand daneben und schien nicht zu wissen was zu tun sei, insgesamt wirr aber äußerst interessiert sah sie das Kind und die wesentlich jüngere Frau und die Szene die sich vor ihren Augen abspielte an. In ihrer Hilflosigkeit schien sie aber ständig irgendwelche Ratschläge zu erteilen.

Wie bei der Werbung üblich, erwartete ich an dieser Stelle den distinguierten Herren im dezenten dunklen Anzug, der anmerkt: 

„Wir Wissen nicht welche guten Ratschläge die liebenswerte alte Dame aus ihrem reichen Wissen an guten Sprüchen empfiehlt“.


Wir aber empfehlen  „Total“ welches immer sehr gute und schnelle Ergebnisse bringen würde, wenn es gälte ein schönes Foto oder ein Video welches seine Farbe und Idylle verlöre, wieder zu dem mache, was es vorher war. Völlig Risikofrei und garantiert ohne Nebenwirkungen. „Total“ das Mittel ihrer Wahl.


Aber wie des Öfteren; Traum und Wirklichkeit passen nicht übereinander. Die beiden Bilder mit ihren Eindrücken blieben eine Weile stehen um dann zu verblassen, oder ausgeblendet zu werden und ließen mich zurück um auf die Auflösung des Rätsels neugierig zu warten.


Die Wirklichkeit kann ja manchmal so hart und ungerecht sein und so kam an dieser Stelle weder ein Wachsoldat der aufpassen soll, dass nichts schlimmes passiert, noch eine Krankenschwester, die zum Gesunden der Patienten beitragen soll, vorbei. Sie stürzte über mich herein, die Wirklichkeit und wirkte unvermittelt auf mich ein. Kein Schritt, kein Laut, nur plötzlich und erschreckend.

...